Freitag, 10. Mai 2019

Kindesunwohl



Michael Pfennig - die neue CD: Vaterglück bissige Baladen und aufwühlende Rocksongs - Künstler - Musiker - Vater


"Wir brauchen die Herausforderung der jungen Generation, sonst würden uns die Füße einschlafen." (Willy Brandt)

Heinz-Peter Tjaden, Redakteur und Schriftsteller aus Burgwedel, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit Kinderheimen, Jugendämtern, Familiengerichten, Gutachtern...

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Heinz-Peter Tjaden
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Samstag, 29. Oktober 2016

Das Kind...

22. Oktober 2011
...hätten wir behalten können

Und wenn sich das Jugendamt nicht einmischt? Wird´s besser als mit Behörde. Weiß ich aus Erfahrung. Denn es hat sich vor Jahren zugetragen, dass eine Mutter mit ihrem Jungen bei uns wohnte und dann von der Bildfläche verschwand.

Nennen wir den Jungen Tobias. Auch nach Einbruch der Dunkelheit sind Mutter und Kind immer noch weg. Da klingelt unser Telefon. Tobias nennt mir eine Adresse, dort könne ich ihn abholen. Ich fahre los. Tobias ist allein in einer Wohnung. Ich nehme ihn mit.

Und nun? Rufe ich am nächsten Tag das für Tobias zuständige Jugendamt an. Berichte der Mitarbeiterin, dass bei uns ein Junge wohnt, dessen leibliche Mutter verschwunden und dessen leiblicher Vater uns unbekannt ist. Fragt die Frau vom Jugendamt: "Und was wollen Sie nun von mir?" Da ich mit dieser Frage nicht gerechnet habe, antworte ich: "Gut, wir behalten den Jungen." Und lege auf.

Jetzt besteht unsere Familie aus drei Personen. Tobias geht weiter zur Schule. Aus Süddeutschland kommt ein Lebenszeichen der Mutter. Ich schnappe mir das Telefonbuch der Stadt, in der Tobias gewohnt hat, bevor er unser Familienmitglied wohnte. Ich rufe alle Familien an, die den gleichen Nachnamen haben wie Tobias oder so heißen wie die Mutter.

Nach einigen Tagen habe ich eine ältere Dame am Apparat, die aus allen Wolken fällt. Die Großmutter von Tobias, die aus allen Wolken fällt. Sie freut sich darüber, dass es ihrem Enkel gut geht, über das Verschwinden ihrer Tochter wundert sie sich nicht. Die Oma von Tobias gibt mir die Telefonnummer des leiblichen Vaters. Mit dem treffen wir uns auf halber Strecke zwischen seinem und und unserem Wohnort.

Dann dauert es nur noch wenige Wochen bis zur Rückkehr des Jungen in heimatliche Gefilde. Tobias zieht bei seiner Oma ein. Kein Jugendamt weiß davon. Das ist so geblieben. Inzwischen ist Tobias erwachsen. Alles hat geklappt: Er hat eine  Ausbildung gemacht, fand Arbeit. Mit Jugendamt wäre das wohl kaum so reibungslos gelaufen.